Donnerstag, 18. April 2013

Eine Zauneidechse im Garten


Zauneidechse / H. Dommnich
Gestern entdeckte ich bei mir im Garten eine Zauneidechse. Sie kroch unter einem Haufen alter Fichtenzweige hervor, die dort über Winter lagen. Nun schien die Sonne wohl doch zu verlockend. Es ist die Zeit der Paarung. Im April erfolgt die erste Häutung der Tiere. Danach paaren sich die Echsen. Zauneidechsen (Lacerta agilis) gehören zu den Echten Echsen (Lacertide). Es sind wechselwarme Tiere. Um sich agil bewegen zu können, ist ihnen die Sonne im Frühjahr willkommen,  so wie dem Menschen auch und (fast) allen Lebewesen. Es macht Spaß, endlich wieder im Garten aktiv zu sein und die ersten Schmetterlinge zu bestaunen. Zitronenfalter und Tagpfauenauge schaukeln durch die Frühlingsluft und lassen gute Laune aufkommen. Beide Schmetterlinge überleben den Winter als Imago, das heißt als Falter, und fliegen daher schon früh. In diesem Jahr mussten sie lange warten, bis der Winter sie aus ihren Klauen lies. Auch meine Bienen genießen nun die warmen Tage. Sie sind bereits fleißig dabei, den Pollen von der großen Weide einzusammeln. Mit ihren hellgelben Pollenhöschen landen sie am Einflugloch der Beuten und geben mir so das Gefühl, dass es ihnen gut geht. Weitere, nicht zu übersehende Frühlingsboten sind die Hummeln, welche die Blüten der Taubnesseln absuchen. Ich habe verschiedene Arten im Garten, kleine unscheinbare, die fast wie eine zu groß geratene Biene wirken, mittelgroße gelbe und auch die richtig dicken mit leuchtendem Orange.

Aber über die Zauneidechse habe ich mich am meisten gefreut. Sie blieb entgegen meinen Erwartungen sitzen und lies sich in Ruhe fotografieren. Es ist ein Weibchen, denn die männlichen Vertreter sind an den Seiten grün und können wohl sogar auch bläulich am Kopf sein. Die Färbung soll nicht immer gleich sein. Aber alle Vergleiche mit Abbildungen der Zauneidechse lassen keinen Zweifel aufkommen: es ist eine solche.

Die Tiere sind streng geschützt, denn ihr Lebensraum nimmt in unserer intensiv genutzten Landschaft und den aufgeräumten Dörfern immer mehr ab. Hinter meinem Garten befindet sich eine dreieckige Fläche verwilderte Wiese. Vielleicht sind es 150 Quadratmeter, also nicht viel. Dennoch bin ich froh, dass dieser Streifen existiert. Durch Sanddorn am Rand und liegengebliebenen Bauschutt ist das Areal für einen Rasenmäher nicht erreichbar. Sonst würden die Nachbarn daraus wohl zu gerne eine glatte Fläche machen. So wuchern dort Brennnesseln, Rainfarn, alle möglichen Gräser, Platterbsen und Klee und so manches, was ich nicht kenne. Dort wird die Zauneidechse genug Insekten für ihren Nachwuchs finden. Wenn ich jetzt durch dieses Gestrüpp wate, sehe ich die braunen Spinnen flink in alle Richtungen davonhuschen. Und die Brennnesseln werden den Raupen der beiden Schmetterlinge wieder eine gute Nahrung sein. An den Rand der Fläche habe ich im letzten Jahr eine Eberesche gepflanzt. Das Grün zeigt sich zaghaft. In diesem Jahr ist halt alles etwas später dran. Aber die Zauneidechse hat sich wieder gezeigt! In letzten Jahr vermisste ich sie.

Steckbrief Zauneidechse:

  • bis zu 25 Zentimeter lang, Körper kräftig
  • Färbung verschieden, je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit und Individuum
  • weit in Europa verbreitet, einschließlich Zentralasien
  • lebt an Wald- und Wegrändern, Feldrainen, unter Hecken, an Bahndämmen und benötigt zur Eiablage einen sandigen, leicht zu grabenden Boden, dazu einen Platz zum Sonnenbaden und krautige Vegetation
  • die Tiere sind reviertreu und bleiben dort, wo die Populationsdichte gering ist auch als Paar über mehrere Jahre zusammen
  • zwischen Ende Mai und Anfang August werden die Eier gelegt, etwa 4 bis 15 in Höhlen, die gegraben werden
  • wann die Jungtiere schlüpfen hängt von der Witterung ab, dann wiegen die Winzlinge etwa ein Halbes Gramm
  • Eidechsen begeben sich in den Winterschlaf, wenn sie genug Fettreserven angefressen haben, das bedeutet, dass sich manche Männchen schon Ende Juli oder Anfang August zurückziehen
  • da die Eiablage viel Kraft erfordert, brauchen die Weibchen länger, bis sie genug Fett angefressen haben, sie verziehen sich erst im September
  • Eidechsen, die Sie noch im Oktober sehen sind erst in diesem Jahr geschlüpft



Quellen: Reptilien brauchen Freunde und amphibienschutz.de

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gut getarnt / H. Dommnich

typisches Rückenmuster / H. Dommnich

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